Akira

 

Akira,geb.17.06.2000,  ein tschechischer Wolfshund, kam in Alter von vier Monaten zu uns . Denny war gestorben nach einer Sepsis , die man nicht mehr in den Griff bekommen hat. Er hatte ein Jahr zuvor einen Zusammenstoss mit einem Pferd , das ihm völlig grundlos im Vorbeigehen einige Zähne zertrümmert hat . Alle Zahnfragmente waren gezogen worden , aber irgendwo im Kiefer machte ein Jahr später ein Splitter Ärger . Es dauerte leider ein paar Tage und div. Untersuchungen , bis klar war , wo das Problem lag .  Denny wurde noch operieren um den Splitter zu entfernen , was er relativ gut überstanden hat .Trotzdem war durch Antibiotika und Infusionen die Sepsis nicht mehr zu stoppen . Nach drei Tagen starb Denny leider innerhalb weniger Stunden trotz Infusionen und engmaschiger Kontrolle im Alter von 10 Jahren . Wir hatten ihn mit im Büro um jede Veränderung mitzubekommen und ggf. reagieren zu können . Nach Feierabend sprang er noch mit Arko zusammen ins Auto und als ich die beiden zu Hause rauslassen wollte war Denny bewusstlos . Also , sofort kehrt und zum Tierarzt , aber als ich nach wenigen Minuten Fahrt ankam war er bereits tot .

Denny

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Danach  wollte ich erst keinen weiteren Hund mehr – so einen wie Denny gab´s nicht noch mal ! Aber nach einiger Zeit fing ich wieder an die Anzeigen in der Tageszeitung zu lesen . Tja und da inserierte jemand tschechische Wolfshundewelpen . Eine Art Hund , wie ich mir seit ewigen Jahren gewünscht hatte  - fast ein Kindheitstraum !Vorher war es nie ein Thema mir über einen Welpen Gedanken zu machen , denn irgendwie landeten immer irgendwelche Hunde bei mir , die woanders übrig waren . Auch nach Dennys Tod dauerte es keine drei Tage bis jemand wegen eines übrigen Schäferhundes anrief . Allerdings war ich gerade nicht da und mein Lebensgefährte hat alles abgeblockt mit der Aussage – wenigstens einmal in 40 Jahren dürfe man/frau sich einen Hund aussuchen , den man selbst wolle und müsse nicht immer einen nehmen , den andere nicht mehr wollten . Das hätte ich jetzt lange genug so gemacht .
Also entschlossen wir uns spontan  die Welpen anzuschauen , vor allem , da der Züchter ganz in der Nähe  war . Termin ausmachen und los ging´s – vorsichtshalber ohne Geld und Scheckkarte . Arko durfte mit , musste aber im Auto warten . Der Züchter hatte die sowohl die Mutter, als auch den Vater des Wurfes , ein beeindruckender,  riesiger Rüde .  Es waren  noch zwei kleine Hündinnen da – eigentlich wollte ich einen Rüden  . Nach einem langen Gespräch mit dem Züchter und viel Zeit bei den Hunden gingen wir zum Nachdenken . Ich war der Meinung wir fahren nach Hause , überlegen und entscheiden dann – hatte ja eh kein Geld mit. Der Züchter hatte schon im Vorfeld gesagt , das er beim ersten Besuch keinen Welpen abgibt. Na und ´ne Hündin wollt ich ja eigentlich auch nicht  . Wobei auch da klar war , wenn eine der beiden , dann Akira , aber – erst mal überlegen ! Na und ich wusste auch , dass es für diesen Wurf eine Riesenmenge Interessenten gab , der Züchter aber sehr genau selektiert hat . Wer also sagte , dass wir einen Welpen überhaupt bekamen ?!
Allerdings war ich ja nicht alleine gefahren :-) . Wir gingen mit Arko spazieren und mein Lebensgefährte „unterhielt“ sich mit ihm , ob ihm so ein „kleines Mädchen“ nicht auch gefallen würde . Dann wäre er nicht mehr soooo alleine und ob er es nicht gut finden würde , wenn wir jetzt zurück gingen und Nägel mit Köpfen machten . Mein Einwand , der Züchter gibt beim ersten Mal eh keinen Hund ab und Geld bzw. Karte habe ich auch vorsorglich nicht mitgenommen wurde einfach beiseite gewischt . Die „Männer“ seien sich einig , ich überstimmt und wir gingen jetzt zurück und klären ...! Und Geld , ja klar , das habe er vorsorglich mitgenommen – so meine bessere Hälfte.Also Züchter anrufen , nachfragen , ob wir noch mal kommen dürften .... Dort hatten wir wohl einen guten und kompetenten Eindruck gemacht – wir durften das kleine Mädchen direkt mitnehmen . Also machten wir uns ein paar Stunden später mit Akira und Futter für die ersten Tage auf dem Rückweg  . Autofahren war überhaupt nicht ihr´s , so dass wir mehrmals anhalten mussten um die Fussmatten wieder zu entleeren . Sie hatte wohl vorher gut gefressen !
Die ersten Tage waren mehr als schwierig – alles fand Akira unheimlich und angsteinflössend . Sie kannte ja nicht als ihre häusliche Umgebung . Am liebsten hat sie sich vor allem und jedem versteckt . Nach ein paar Tagen fing sie an Vertrauen zu uns zu fassen und Arko half ihr durch die Welt draussen etwas . Morgens , nach der ersten Portion Futter fuhren beide Hunde mit zur Arbeit . Die Hunde hatten direkt nebenan einen Auslauf  mit ca 500qm . Um Akira an viele Alltagssituationen Geräusche , Menschen  und uns zu gewöhnen verbrachte sie die Vormittage mit uns im Büro und nach dem Mittags bis Feierabend hatte sie „frei“ zum Löcher graben , Arko nerven oder faul rumzuliegen . Abends fuhren dann beide wieder mit nach Hause - spazierengehen , Stall machen und fressen . Stubenrein war Akira zwar relativ schnell , aber es dauerte Monate bis sie mich nicht jede Nacht X- Mal geweckt hat , weil sie raus musste . Zum Glück wohnen wir in eine sehr kleinen Gemeinde am Ortsrand  , wo man sie ohne Sorge vor die Tür lassen konnte . In manchen Nächten sass ich 3-4 Mal mit meiner Wolldecke auf der Treppe und habe gewartet , bis sie freudestrahlend nach erledigtem Geschäft wieder angehüpft kam . Bei sämtlichen Wetterlagen, die so ein Winterhalbjahr zu bieten hatte  !

Insgesamt hat sie sich zu einer sehr agilen , aktiven und sehr intelligenten Hündin , der absolut gar nichts entgeht, entwickelt . 
Von Anfang an hat sie uns immer wieder überrascht , was ihre Anhänglichkeit und Aus- bzw. Einbruchskünste betraf . Sie hat wirklich nichts ausgelassen bzw. tut es bis heute nicht . Ob Zäune durchfressen , untergraben , rausfinden , wie man einen E-Zaun demontiert, egal alles .Um dann freudigst vor einem zu stehen , weil sie einen endlich wieder „gefunden“ hat .
Ihre erste Aktion war im zarten Alter von 5 Monaten . Wir wollten unverschämterweise mal alleine essen gehen . Also sollte sie mit ihrem Kumpel Arko , einem leckeren Knochen für jeden die zwei Stunden im Auto ( ein Pickup mit Hardtop )  bleiben . Das hatten wir geübt und immer hatte es problemlos geklappt .
Nur diesmal nicht ! Das Auto stand in der Halle der Firma, die Alarmanlage war an , damit , falls was sein sollte - dachten wir .Wir hatten gerade die Getränke bestellt, als das Handy klingelte – Alarm . Also zurück , schauen was los ist . Hatte doch dieses kleine Biest mit ihrem Milchgebiss so lange an dem Gestänge des Hardtops gerissen  , bis der Deckel aufging . Damit nicht genug ! Raus aus dem Auto – die nächste Baustelle . Wie bekommt man die Hallentür auf , die ziemlich klemmt ?!

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Akira hat es geschafft und lief ums Gebäude um nach uns zu suchen . Dementsprechend gross war die Freude , als sie endlich nach X  Runden „endlich“ jemand gefunden hatte , den sie kannte . Danach gab´s nur noch Steigerungen an Ideen , die sie so gelegentlich hatte/hat. Damit alleine könnte man ohne Mühe ein Buch füllen . Über vieles lacht man hinterher oder schüttelt den Kopf , aber in dem Moment (Stunden oder Tage) ist man mit den Nerven völlig zu Fuss... Bis heute ist es so , das sie zwar zu Hause im Garten alleine( mit Hundekumpel!) bleibt , aber woanders , selbst mit Arko und ohne uns – völlig ausgeschlossen ! Diese Versuche sind trotzt Übung und viel Hundeerfahrung bei den Akira gut bekannten Aufsichtspersonen kläglichst gescheitert .

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Wie viele TWHs  ist Akira sehr wachsam bei allem , was sie für ihr Revier hält und was zu ihrem „Rudel“ gehört . Da kann sie gelegentlich auch unfreundlich werden . Ansonsten ist sie absolut nicht  mehr scheu , aber ignoriert die meisten Menschen . An uns und „ihrem vierbeinigen Rudel“ hängt sie sehr , völlig kompromisslos und loyal . Um ihre Gunst und Aufmerksamkeit zu bekommen muss man schon richtig oft da sein oder mit spazieren gehen .Es dauert lange bis sie sich mal anfassen bzw. streicheln lässt .  Klar gibt es auch da Ausnahmen , aber ganz selten !

Andere Hunde sind , auch wie bei vielen TWHs , ein schwieriges Thema . Intakte Rüden sind , klar , kein Problem . Kastraten ( taugen nichts bzw. sind nicht einzuordnen ) und Hündinnen wird deutlichst klargemacht , wer der „Sager“ ist . Wenn die anderen Hund das sofort einsehen ist alles gut , aber wehe einer wagt sich zu widersetzen – keine gute Idee !

In all den Jahren hatte ich viele Pflege- und Urlaubshunde , kleine , grosse und richtig grosse , aber bisher war keiner/keine dabei , die Akiras Stand als „Chef“ (nach mir natürlich) ernsthaft angezweifelt hätte. Scheinbar ist ihre Ansage so deutlich und überzeugend , das selbst die als dominat geltenden ganz grossen Mädels (z.B. Hoverwarth) , sofort glauben , was sie „sagt“! Die ersten Tage in den Zeiten , in denen mehrere Pflege – bzw. Urlaubshunde da sind , sind oft recht anstrengend  , bis alles geklärt ist . Es sollte ja möglichst immer ohne Löcher ablaufen und im Alltag funktionieren . Selbstverständlich gibt es einige Hunde die ich nicht ohne Aufsicht mit Akira alleine lassen würde . Aber im Grossen und Ganzen , hab ich mir sagen lassen , sei sie für einen TWH recht anständig . Allerdings gibt es bei Ansagen von mir an sie auch kaum Verhandlungsspielraum . Soll heissen , wir bemühen uns um einen sehr konsequenten  und vor allem gerechten Umgang mit ihr .

Mittlerweile ist sie fast 10 und wir warten immer noch darauf , dass sie vielleicht ein bisschen ruhiger wird :-) !

Sicher gibt es Hunde , die „ bequemer“ im Handling sind , von denen man sich problemlos für einen Urlaub trennen kann und die hauptberuflich lieb und freundlich sind , stets bemüht zu gefallen  , aber auch das muss man wollen .Um nichts in der Welt wollte ich tauschen – dann hätte ich mir keinen TWH aussuchen dürfen !!!  Einen lieben ,  grundehrlichen , intelligenten , gradliniegen Hund mit Charakter und Rückrat in dessen Gegenwart  uns sicher nie was passieren kann .. Zu vielem kann man TWHs motivieren , er lernt gerne und schnell , wenn wir  Menschen es schaffen zu vermitteln , was wir wollen . Diesem Hund ist auch kein „Kadavergehorsam“ genetisch fixiert , sinnlose stupide Wiederholungen langweilen ihn und lehnt er ab . Er entscheidet auch wann sich  Anstrengung lohnt – z.b. Hasen fangen ja , Bällchen X-Mal holen nein ! Toll ist natürlich mit uns Fahrradfahren , am Pferd mitlaufen , joggen , schwimmen oder gaaaaanz lange spazierengehen . Klar muss das mehr als gut überlegt sein , ob man das leisten kann , was so ein Hund braucht und fordert  , aber das gilt eigentlich immer !!!!

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Mich persönlich enttäuscht es immer wieder sehr , wenn ich sehe , wie viele TWHs  in der Vermittlung  stehen . Es gibt so viele Möglichkeiten sich zu informieren , ob bei Haltern , Züchtern oder einfach nur mal gründlich im Internet lesen . Man kann doch nicht so blauäugig sein ,  sich so einen Hund anzuschaffen , bloss weil er einem optisch so gut gefällt . Wer hören und lesen kann sollte wissen , was auf einen zukommt/zukommen kann . Dann muss man nur noch ehrlich genug sich selbst gegenüber sein , ob man das grundsätzlich leisten kann und will und erst dann sollte eine Entscheidung fallen . In dem Moment , in dem ich  „ja“ sage übernehme ich für dieses Lebewesen  Verantwortung mit allen Konsequenzen  und dies gilt eigentlich für dessen ganzes Leben und nicht nur , wenn´s bequem ist . Ansich gilt das für jedes Tier und erst recht für die , die schon als nicht ganz einfach bekannt sind !!! Auch sollte man nie vergessen -  ein Hund ist ein Rudeltier und wenn es keine Hundekumpels gibt sind wir das Rudel . Viele Wolfshunde haben ein Problem alleine zu sein .  Sie fangen an die Wohnung „umzudekorieren“ , zerstören das Auto , sobald sie sich alleingelassen fühlen . Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt – ein Wolf alleine , eingesperrt oder angebunden  hat kaum eine Überlebenschance , also tut er alles mit all seiner Kraft um zu seinem Rudel zu kommen . Das ist keine Wut , Frust übers Alleinesein (oder was wir sonst so interpretieren) sondern ein unkontrollierbarer  Instinkt aus seinem Erbe .Das ist eher Panik als alles andere , deshalb auch die zum Teil unvorstellbare Zerstörungswut , bei der sich nicht wenige Hunde massiv verletzen . Mit viel Übung , Geduld und Vertrauen lernen viele stundenweise ganz alleine zu bleiben , aber eben nicht alle .
 
 Also , bitte  , lieber einmal mehr nachdenken , als einmal zu wenig !!! Vor allem anderen und in erster Linie dem Hund zuliebe sollte man sich selbst , bitte , nicht nur einmal die Frage stellen : passt das zu meinem Leben , zu meiner Lebensplanung die nächsten 10 – 15 Jahre ??? Kann und will ich das mit allen Konsequenzen ?! Ein vielleicht , mal sehen , probieren gibt´s dabei nicht . Das ist ähnlich wie beim Kinderkriegen   – ein bisschen schwanger gibt es nicht .

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